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07. April 2022
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Medienmitteilung der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion und der Bildungs- und Kulturdirektion
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Ukraine: Unterbringung und Schulwesen im Kanton Bern

Die Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion (GSI) sowie die Bildungs- und Kulturdirektion (BKD) bauen die Unterbringungs-, Betreuungs- und Bildungsangebote für Personen, die aus der Ukraine geflüchtet sind und mit dem Schutzstatus S im Kanton Bern leben, laufend aus. Zurzeit befinden sich über 4'200 gemeldete Geflüchtete im Kanton Bern, davon rund 600 Schulkinder der Volksschulstufe.

Schätzungen gehen davon aus, dass seit dem 24. Februar 2022 in der Ukraine über 6 Millionen Menschen auf der Flucht sind und die umkämpften Gebiete verlassen. Weitere über 4 Millionen Menschen haben die Ukraine verlassen und sind über die Landesgrenzen hinaus geflüchtet. Sie suchen Schutz in den umliegenden Ländern und auch in der Schweiz. Täglich kommen rund 1000 Personen in die Schweiz. Im Kanton Bern treffen täglich rund 100 bis 150 Geflüchtete ein und werden bei Privaten und in grossen Unterkünften untergebracht.

Zurzeit sind rund 4’200 Personen aus der Ukraine im Kanton Bern gemeldet. Davon sind rund 900 in Kollektivunterkünften untergebracht, 500 warten kurzzeitig in den Durchlaufzentren in den Zivilschutzanlagen in Bern und Burgdorf auf eine Vermittlung an einen definitiven Wohnort, und über 2'800 sind privat untergebracht. Der Kanton Bern bereitet sich darauf vor, bis Ende Jahr bis zu 30'000 Personen aufnehmen zu können.

Wohnraum schaffen ist prioritär

Der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektor, Pierre Alain Schnegg, unterstrich am Point de Presse, wie wichtig es nun sei, rasch genügend Betten zur Verfügung zu haben und dankte der Bevölkerung für die grosse Unterstützung. Vom Regierungsrat wurde beschlossen, ab Freitag, 8. April 2022, die Vorbereitungsarbeiten für den Bau von fünf modularen Wohneinheiten auf dem Berner Viererfeld zu starten. So kann auf dem Viererfeld in den kommenden Wochen Wohnraum für die vorübergehende Unterbringung von 1’000 Personen geschaffen werden. Der Berner Stadtpräsident, Alec von Graffenried, unterstrich am Point de Presse, dass die Stadt Bern das Vorhaben breit unterstütze.

Dank an regionale Partner, Regierungsstatthalterinnen- und Regierungsstatthalter und die Gemeinden

Pierre Alain Schnegg dankt den Gemeinden, den Regierungsstatthalterinnen und Regierungsstatthaltern und den regionalen Partnern (Schweizerisches Rotes Kreuz, Asylsozialdienst der Stadt Bern, ORS Service AG, Verein Asyl Berner Oberland, Stiftung Zugang B) für ihren grossen Einsatz, die gute Zusammenarbeit und die raschen Lösungsfindungen. Ein herzlicher Dank geht auch an die Bevölkerung für ihre grosse Hilfsbereitschaft.

Rahmenbedingungen für die Unterbringung

Manuel Michel, Vorsteher des Amts für Integration und Soziales (AIS), erläuterte das Vorgehen bei der Unterbringung. Das AIS sucht zusammen mit den Regierungsstatthalterinnen und Regierungsstatthaltern intensiv nach grösseren Unterkünften mit einer Kapazität ab 50 Personen. Privater Wohnraum wird in erster Linie durch die Schweizerische Flüchtlingshilfe vermittelt.

Im Kanton Bern sind für die Sozialhilfe für Schutzsuchende aus der Ukraine die regionalen Partner des AIS zuständig. Das AIS hat als Teil der Sozialhilfe eine pauschale Abgeltung von 195 Franken pro Person und Monat in Gastfamilien festgelegt, unter der Voraussetzung, dass die Unterbringung mindestens während dreier Monate erfolgt. Werden von den privaten Gastgebern neben der Unterkunft weitere Leistungen wie Verpflegung, Wäsche usw. erbracht, empfiehlt das AIS, je nach Situation zwischen Gastgebern und Gästen individuell einen Betrag für die Lebenshaltungskosten (Essen, Wäsche u.a.m.) zu vereinbaren. Ein solcher Betrag wird von den ukrainischen Schutzsuchenden aus der Sozialhilfe bzw. dem Entgelt für eine Erwerbstätigkeit bezahlt.

Gleichzeitig wies Manuel Michel darauf hin, dass sich private Gastfamilien eine Aufnahme gut überlegen sollen, damit ein privates Obdach auch über längere Zeit eine nachhaltige Lösung bleibt.

Um die Gesundheitsversorgung der Geflüchteten zu gewährleisten, soll nach Möglichkeit medizinisches Fachpersonal aus der Ukraine eingesetzt werden, so dass die Spitäler, Gesundheitszentren sowie die Hausärztinnen und Hausärzte entlastet werden können. Weitere Informationen dazu folgen.

Viele Kinder für die Volksschule

Die Bildungs- und Kulturdirektorin Christine Häsler erklärte, wie der Kanton bei der Einschulung der ukrainischen Kinder vorgeht. «Die Kinder gehen entweder in Regelklassen oder in Willkommensklassen in die Schule», so Häsler. Das komme darauf an, wie viele Kinder in einer Gemeinde eingeschult werden, führte sie aus. Der Fokus liegt bei beiden Modellen in einer ersten Phase auf dem Sprachunterricht, aber auch der Bezug zur Ukraine soll nicht verloren gehen. Dies wird durch die Möglichkeit von Fernunterricht gewährleistet. Die Einschulung dient den Kindern und Familien als Tagesstruktur und sei ein wichtiges Zeichen, dass sie im Kanton Bern willkommen seien. Bis Ende letzter Woche sind in der Volksschule bereits 620 Kinder aus der Ukraine eingeschult worden.

Falls die ukrainischen Familien längere Zeit in der Schweiz bleiben müssen, können die Kinder aus den Willkommensklassen später den Unterricht in Regelklassen besuchen. Die Finanzierung ist solidarisch geregelt: Der Kanton und die Gesamtheit der Gemeinden tragen die Kosten gemeinsam – nicht allein die Standortgemeinden. Im Bereich der Mittelschulen und Berufsfachschulen haben sich bisher 30 Jugendliche aus der Ukraine gemeldet. Für diese Jugendlichen ab 15 Jahren bietet der Kanton halbtägige Intensivsprachkurse. Parallel dazu besuchen sie teilweise bereits einen passenden Bildungsgang der Sekundarstufe II.

Die grösste Herausforderung bei der Einschulung bildet der bereits ohnehin akute Lehrpersonenmangel im Kanton Bern. Deshalb hat die Bildungs- und Kulturdirektion (BKD) eine Online-Registrierung aufgebaut, über die der Einsatz von zusätzlichen Personen im Schulunterricht koordiniert wird. Bereits rund 100 Personen haben sich über diese Plattform gemeldet. Darunter sind aus der Ukraine Geflüchtete – teilweise mit Lehrdiplom – aber auch pensionierte und ehemalige Lehrerinnen und Lehrer sowie weitere Personen aus dem Kanton Bern. Dazu pflegt die BKD den Kontakt mit der ukrainischen Diaspora im Kanton Bern. Die BKD prüft mögliche Einsätze (Lehrpersonen, Klassenhilfen, Übersetzungsarbeiten) und vermittelt die Kontakte an die Schulen.

Registrierung für die Mitarbeit an Schulen: Flüchtlingskinder aus der Ukraine (be.ch)

Sonderstab Ukraine koordiniert

Der Sonderstab Ukraine wurde am 17.03.2022 vom Regierungsrat als kantonale Organisation für die Koordination aller kantonalen Arbeiten und Massnahmen im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine und für die Führungsunterstützung des Regierungsrates unter der Leitung von Christoph Egger eingesetzt.

Dem Sonderstab Ukraine obliegen folgende Aufgaben:

  • Koordination, Planung und Festlegung aller kantonalen Arbeiten und Massnahmen
  • Laufende Planung der Unterbringung der Flüchtlinge und Führen eines entsprechenden Lagebilds
  • Koordination der Absprachen mit dem Staatssekretariat für Migration und interkantonalen Gremien
  • Laufende Information des Regierungsrates sowie Vorbereitung von notwendigen Anträgen an den Regierungsrat
  • Koordination der Beantwortung von kantonalen politischen Vorstössen und Vernehmlassungen des Bundes
  • Sicherstellung der Kontakte zu Gemeindebehörden und weiteren direkt beteiligten Stakeholdern
  • Information der Bevölkerung und Beantwortung von Bürgeranfragen in Absprache mit betroffenen Stellen des Bundes, der Kantone, der Gemeinden und weiteren Akteuren
  • Sicherstellung des verwaltungsinternen Informationsaustausches und der Kommunikation

Mediendokumentation

  • Skizze: Modulare Wohneinheiten, Viererfeld, Stadt Bern
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